Die Hin- und Hergerissen-Phase gab es natürlich auch. Viele Fragen gingen durch den Kopf und auch die Fragen und Aussagen von Freunden und Bekannten bewirkten einen großen Denkprozess. Aber das war auch gut so! Lieber vorher alles hinterfragen als dass es ein Schnellschuss wird, den man bereut.
Eine sehr häufig gestellte Frage war: „Und was wird aus Deiner Tochter und den Enkeln?“
Meine Tochter wird zum Umzug 29 Jahre sein. Ein Alter, in dem man seinen Weg gefunden haben sollte. Wir ziehen weder nach Australien, noch nach Thailand oder die USA. D.h. man erreicht uns per Flugzeug innerhalb weniger Stunden von Berlin aus, mit dem Zug, mit dem Auto oder wie auch immer. Wir leben in einer technischen Welt, wo ein Videoanruf jederzeit möglich ist. Ich kann halt nicht mal schnell die Kinder abholen o.ä. Aber wir werden uns zu Feiertagen sehen.
Jetzt ist unsere Zeit gekommen…
„Bist Du dann zu Hause oder gehst Du arbeiten?“
Nein, ich werde mir dort einen Job suchen und muss bis zur Rente noch viele Jahre abreißen! Da ICH dort der Ausländer bin, wird man mir sicher nicht die besten Verträgen hinterherwerfen. Also starte ich mit einem Job, der gerade verfügbar ist.
„Aber wie ist das mit der Sprache?“
Anders als in „Goodbye Deutschland“ waren wir schon immer daran interessiert die Sprache zu lernen für ein Land, in dem man regelmäßig Urlaub macht um -erstmal- Bitte, Danke, Guten Tag …etc. in der jeweiligen Landessprache rüberzubringen.
Selbstverständlich ist für mich, dass ich die Sprache des Landes lerne, in das ich auswandern möchte! Oma sagte immer: „Von nüscht kommt nüscht Motte!“ Dieser Satz hat mich mein Leben lang geprägt und sie hatte sooooooo Recht!
Wir haben auch unsere Nachbarn gebeten, die zwar Englisch in der Schule hatten, es aber im Alltag nicht anwenden mussten, mit uns nicht auf Englisch zu switchen, sondern immer Schwedisch zu sprechen. Ich kann an dieser Stelle sagen, dass das manchmal wirklich nicht einfach war… muss selbst über so manche Situation im Nachgang lachen.
„Wohnen da noch mehr Deutsche?“
Nein! Und ich freue mich ehrlich gesagt, dass wir ein rein schwedisches Umfeld haben. So kommt man erst richtig rein.
Weiter südlich gibt es wohl einige Orte, wo es viele Deutsche gibt. Aber dann hätten wir auch in Deutschland bleiben können.
„Da ist es doch immer kalt und dunkel“
Nein, tatsächlich unterscheidet sich das Wetter gar nicht so wesentlich von dem hier in Berlin. Nur, dass es tatsächlich immer Schnee gibt, der auch liegen bleibt und es länger und höhere Frostgrade gibt als in Berlin.
Viele Menschen haben bei Schweden immer Lappland vor Augen, wo es meterhoch schneit. Aber es gibt viele Klimazonen in Schweden. Und unsere Region gehört definitv nicht zum Tiefschneegebiet und langer Dunkelphase. 🙂
„Dort gibt es doch so viele Mücken“
Nein, wir hatten seit unseren vielen Reisen tatsächlich bisher nur 2 x ein Mückenproblem. 1 x als wir im Hochsommer durch ein Sumpfgebiet gelaufen sind. Ich hatte Mückenstiche, die so groß wie Eurostücke waren. Aber da waren wir selbst Schuld. Und beim 2. Mal war es bei Emmaboda ein Sommerurlaub, wo man wirklich nicht draußen sitzen konnte, weil alles voller Mücken war.
„Da ist ja alles so teuer“
Nein, ist es nicht! Es gibt Dinge, die teurer sind und es gibt Dinge, die günstiger sind. Strom beispielsweise ist wesentlich günstiger als in Deutschland. Der Preis der Lebensmittel in Deutschland hat sich mittlerweile den Preisen in Schweden angeglichen. Alkohol ist in Schweden wesentlich teurer und ab 3,5% Alk. auch nur in sog. Systembolagets erhältlich.
Meine Zweifel bestanden bisher lediglich darin: Finde ich zur richtigen Zeit einen Job und wie groß sind die Abstriche im Gesundheitssystem. Eines habe ich gelernt. In Deutschland ist das Gesundheitssystem Luxus! Bis auf Vorsorgeuntersuchungen und Dinge, die geflickt werden müssen, wenn sie kaputt sind, bin ich kein Arztgänger. Aber diese Vorsorge etc. gibt es auch in Schweden. Aber viele Leute, die auswandern und regelmäßig Kuren und Schnickschnack in Anspruch nehmen, würden sich dort schon umgucken.
Natürlich werden mir meine Tochter und die Enkel ganz fürchterlich -räumlich- fehlen, aber auch die Freunde, mit denen man sich hier mal schnell trifft, werden eine große Lücke hinterlassen und wer mich kennt, weiß, dass ich ein geselliger Mensch bin.
Mein Lebensmotto ist aber: Wo eine Tür sich schließt, geht woanders eine Tür auf!
Ich freue mich wahnsinnig auf den Garten, die Natur, die entspannteren Menschen… Ein Haus mit Garten hat noch mal eine andere Wohlfühlqualität als eine Mietwohnung mit Balkon.
Bella ist dort ein völlig entspannter Hund. Sie rennt dort popowackelnd durch den Wald und schnüffelt sich durch die Hundenachrichten. Hier ist ihre Lebensqualität seit ihrem Silvester in Berlin gesunken. Daher spreche ich mich auch für ein Böllerverbot für Privatpersonen aus! Ich weiß, dass es vielen Hundehaltern ähnlich geht.